Freitag, 14. Oktober 2011
Anständig unanständig
Religion und Politik gehören zu den Tabuthemen des Smalltalk. Dieses ungeschriebene Gesetz lässt sich mehr oder weniger schon bis zum berühmten Freiherrn von Knigge zurückverfolgen: Alle haben das Recht auf eine eigene Meinung, und daher sei es unfein, den Mitmenschen eine Frikadelle über die eigene Weltsicht ans Ohr zu sabbeln. Wer in solcher vornehmen Zurückhaltung die Ausgeburt des Anstands erblickt, muss das neueste Werk von Praiser als ausgesprochen unanständig empfinden. Denn völlig ungehemmt sprechen die beiden Jungs aus Hamburg auf der „Darkest Hour EP“ sowohl religiöse als auch politische Themen an. Indem sie erklären „The only country I belong to is the kingdom of God“, geben sie ein unmissverständliches Statement ab: Der Glaube an Gott wehrt allem Nationalismus und aller Überheblichkeit gegenüber den Bewohnern von anderen Teilen der Welt. Weil das wichtig ist, lassen sich Praiser nicht von irgendwelchen Benimm-Aposteln den Mund verbieten und untermalen ihre unanständige Botschaft mit anständigem Getöse. Das intelligente Wechselspiel in den Vocals geht ab wie's Zäpfchen und führt dazu, dass Praiser auf der neuen EP irgendwie noch schneller klingen als sonst. Nach dem Genuss der drei Tracks fühle ich mich wie vom Blitzeinschlag geküsst. Dieses musikalische Vergnügen gibt es wie immer kostenlos auf der Praiser-Homepage zum Download.
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