Pink Floyd haben für einen einzigen
Song gerne mal dreiundzwanzigeinhalb Minuten gebraucht. In der
gleichen Zeit schreddern Praiser ein ganzes Album mit 16 Tracks
herunter. Ihr aktuelles Opus heißt „Amen“ und bietet mal wieder
Hochgeschwindigkeitspunk mit melodiösem Geschrei. Wenn jemand Pink
Floyd auflegt, döse ich ja gelegentlich mal ein. Das wird bei „Amen“
von Praiser wohl niemandem passieren. Diese Platte rüttelt wach.
Aber so richtig!
Natürlich liegt das auch an der
Botschaft des Hamburger Hardcore-Duos. Dass die beiden Jungs sich
keine Vorschriften machen lassen, ohne sie kritisch zu hinterfragen,
ist von den letzten Releases schon bekannt. Und auch mit der neuen
Platte gehen sie unkonventionelle Wege. So erlauben sie sich einfach
mal, ihr viertes Album vor dem dritten zu veröffentlichen (weil das
sich noch in einer Hamburger Schublade auf seinen großen Auftritt
vorbereitet). Scheiß auf die gesellschaftlichen Konventionen!
Praiser sind auf Krawall gebürstet.
Das wird spätestens mit den neuen
Songs so richtig deutlich, denn erstmals haben Praiser den größten
Teil ihrer Platte auf deutsch getextet. Als christliche Hardcore-Band
haben sie sich mittlerweile daran gewöhnt, zwischen den Stühlen zu
sitzen. Den Punks sind sie zu fromm, den Frommen zu punkig. Deswegen
vertreten die Hamburger in beide Richtungen lautstark ihre Meinung:
Wo christliche oder anarchistische Dogmen zur platten Phrase werden,
grenzen sie sich beherzt von ihnen ab. Praiser ziehen an der Seite
von Jesus Christus auf die Barrikaden gegen festgefahrene
gesellschaftliche Strukturen und lassen sich dabei von der Hoffnung
auf die Nähe Gottes und die Ewigkeit beflügeln.
Sie versprühen also Krawall in jede
Richtung. Dadurch ist es für alle Hörerinnen und Hörer möglich,
sich von dieser Botschaft angeätzt oder auch inspiriert zu fühlen.
Und genau das macht den Charme des Albums „Amen“ aus. Musikalisch
klingelt die Platte kräftig in den Ohren – wie sich das für einen
guten Wecker gehört. Diese Hallo-Wach-Erfahrung muss niemand sich
entgehen lassen. Wie immer ist das Album über die Homepage der Band
kostenlos zu beziehen.
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