Dienstag, 8. Februar 2011

Schlechter Umgang

Letztes Wochenende auf dem Flohmarkt habe ich eine Platte der Band DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft) erbeutet. Deren Musik war in den frühen 80ern so eine Art Synthie-Punk und hörte sich an wie eine Mischung aus Rammstein und Minimal Elektro. Irgendwie selt- und unterhaltsam gleichzeitig. Jedenfalls ist auf diesem Album „Alles ist gut“ (Virgin 1981) ein Track enthalten, in dem der Herr Jesus Christus vorkommt.

Dieses Stück mit dem Namen „Tanz den Mussolini“ besteht musikalisch aus einem groovig-stumpfen Beat, der absichtlich so klingt, als würde der Plattenspieler leiern. Die wenigen Textzeilen, die über diesem Beat ertönen, lauten:
Tanz den Mussolini!
Tanz den Adolf Hitler!
Tanz den Jesus Christus!
Tanz den Kommunismus!
Geh in die Knie,
und klatsch in die Hände!
Dreh dich nach rechts, dreh dich nach links!
Und tanz den Mussolini!
Ganz schön provokativ. Denn für meinen Geschmack sind Mussolini, Hitler und der Kommunismus irgendwie schlechter Umgang für Jesus. Und doch kann ich auch verstehen, wieso die DAFs auf die Idee kommen, alle vier im gleichen Atemzug zu nennen. Denn Mussolini, Hitler, Christus und Kommunismus haben der Welt in der Vergangenheit alle krasse Ideologien beschert. Ihre Anhänger sind in die Knie gegangen, haben in die Hände geklatscht und haben den Andersdenkenden auch gerne mal auf die Fresse gehauen. Das ist traurig, aber es ist wahr. Auch die Christus-Fans haben bei solchen Dingen mitgemacht. Nichts vonwegen Nächstenliebe. Die Kreuzzüge haben die Gewalt von Christen gegen Andere auf die Spitze getrieben, und viele weitere größere und kleinere von Christusgläubigen verübte Verbrechen haben stattgefunden. Wie der Faschismus und der Kommunismus kann also auch der christliche Glaube zu einer menschenverachtenden Ideologie ausarten. Die Geschichte beweist dies.

Weil Ideologien so viel Schlechtes verursachen können, gelten sie in unserer Gesellschaft auch nicht gerade als trendy. Wer sich in der Öffentlichkeit dazu bekennt, Hitler super zu finden, erntet reichlich Widerspruch. Und das ist natürlich auch sehr gut so. Und diejenigen, die dem Jesus-Christus-Fanclub angehören, geben das aus Furcht vor ähnlichem Gegenwind mitunter gar nicht erst zu. Trotzdem sollten sich auch Christinnen und Christen die Frage stellen, wie ideologisch ihre Weltsicht denn ist. Maßstab ist dabei der Mitmensch. Denn eine Ideologie liegt dort vor, wo Andersdenkende nicht ernst genommen sondern verachtet werden. Ein menschenfreundlicher Christusglaube hingegen, der den anderen hilft und ihre andere Weltsicht akzeptiert, ist keine Ideologie. Der Jesus Christus dieses Glaubens hat mit Hitler nichts zu schaffen.

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