Wenn jemand einen Preis für den ulkigsten Körperteil ausloben würde, dann hätte das Knie vermutlich ganz gute Chancen auf den Titel. Ich persönlich finde das Knie merkwürdig. Es liegt irgendwie – am Design. Sieht doch echt komisch aus, so ein Knie, oder nicht? Und es gibt vermutlich kaum jemanden, der das Knie als besonders schön oder sogar sexy ansieht. Mal abgesehen vielleicht von ein paar älteren Herren mit absonderlichen Vorlieben, die sich in zwielichtigen Regionen des Internets herumtreiben. Dennoch kann das Knie etwas, was andere Körperteile nicht können: das Knie ermöglicht es, das Bein in der Mitte einmal einzuklappen. Das ist nicht nur beim Laufen irre praktisch sondern vor allem auch beim Sitzen.
Ich habe mir ein paar Gedanken über das Knie gemacht, weil mich ein Song von der neuen Arthur-Platte („Watch the Years Crawl by“ 12“, Rock City Records 2010) dazu angeregt hat: „You Bring Me to My Knees“. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Knie einem Menschen auch noch eine weitere sehr erstaunliche Tätigkeit ermöglichen: nämlich auf die Knie zu gehen. Wer sich auf den Boden kniet, zeigt damit an: Es gibt Werte, die sind größer als ich selbst. Ich bin nicht das Maß aller Dinge, sondern manches ist genauso wichtig oder gar wichtiger als meine eigenen Interessen. Eine solche Haltung ist in unserer Zeit nicht gerade populär. Und trotzdem bin ich der Ansicht, dass sie stimmt. Natürlich ist Unterordnung mit Vorsicht zu genießen. Denn wer sich versehentlich einer menschenverachtenden oder ausbeuterischen Ideologie unterordnet, findet sich nur allzuleicht in einer fiesen Nazischeiße wieder. Dennoch: Es gibt Dinge, für die lohnt es sich zu leben. Für sie lohnt es sich, auch die eigenen Interessen einmal zurückzustellen. Freundschaft, Glaube, Liebe – ihretwegen freue ich mich über meine Knie.
Donnerstag, 27. Januar 2011
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