
Eine zweite Geschichte schließt sich an; sie handelt von einem jüngeren Mann. Auch dieser bekommt eine Hiobsbotschaft zu hören, und diese lautet: Du wirst dein restliches Leben im Rollstuhl verbringen. Denn der Junge wollte auf dem Schulhof eine Schlägerei schlichten. Einer der streitenden Jugendlichen zieht eine Waffe und verletzt den herbeigeeilten Helfer so, dass er für immer gelähmt bleibt. Die Menschen beginnen ihn zu meiden. Sogar der Jugendliche, dem er zu Hilfe kommen wollte, lacht den Jungen nur aus. Aus lauter Wut und Verzweiflung spült der gelähmte Junge seinen Glauben an Gott im Klo herunter, zusammen mit dem Inhalt seines Urinbeutels. Und wieder fragen NOFX gnadenlos: „Where is your god now?“ Damit endet das Lied.
Die redensartliche „Hiobsbotschaft“ verdankt ihre Bezeichnung einer biblischen Person namens Hiob. Ihm ergeht es ganz ähnlich wie den beiden Männern im Lied von NOFX. Denn auch er muss sich schlimme Nachrichten anhören: Sein gesamter Besitz wird von Räubern gestohlen. Seine Kinder sterben alle in einem Unwetter. Und dann erkrankt Hiob auch noch schrecklich. Hiobs Frau stellt ihm fast die gleiche Frage, die auch NOFX ihren Hörerinnen und Hörern um die Ohren pfeffern: „Wie kannst du jetzt denn noch an deinem Glauben festhalten?“ Doch anders als die Männer in „You Will Lose Faith“ wirft Hiob seinen Glauben nicht über Bord. Er sagt (Hiobbuch, Kapitel 2): „Gott bleibt Gott, auch wenn es mir schlecht geht.“ Für Hiob ist der Glaube kein Abo auf immerwährende Heiterkeit. Das Leben ist kein Ponyhof. Auch das Leben der Glaubenden nicht. Und trotzdem redet Hiob weiterhin mit Gott. Er klagt ihm sein Leid. Er beschwert sich. Er bringt seine Verständnislosigkeit zum Ausdruck. Aber er wendet sich nicht von Gott ab. Das ist Hiobs Botschaft: Auch wenn es dir schlecht geht, ist Gott immer noch da. Er garantiert dir nicht ewige Sorglosigkeit. Aber du kannst dich in allen Lebenslagen an ihn wenden.
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