Donnerstag, 12. August 2010

Der nette Teufel

Pferdefuß, Dreizack und Schwefelgeruch – so kann man sich den Teufel gut vorstellen. Muss man aber nicht. Das Buch „Dienstanweisungen für einen Unterteufel“, das der irische Literaturwissenschaftler C.S. Lewis vor gut 70 Jahren geschrieben hat, zeichnet jedenfalls ein anderes Bild von den Dämonen: Der Nachwuchs-Teufel Wormwood soll einen jungen Mann vom Pfad der Tugend abbringen. Als erfahrener Menschen-Verführer gibt ihm dazu sein Onkel Screwtape eine Reihe von nützlichen Tipps. Da sich Wormwood mit seinem hinterlistigen Unterfangen sehr tollpatschig anstellt, wirkt er irgendwie sympathisch, obwohl er ein Teufel ist. Ist ja auch klar: Wer f***en will, muss freundlich sein. Und wer Menschen in Versuchung bringen will, darf sich das nicht anmerken lassen.

Ein Plan, den Screwtape und Wormwood verfolgen, besteht deswegen darin, dem Menschen ein erfülltes Leben zu verschaffen. Denn – so sagen sie sich – wenn er mit seinem Leben ganz zufrieden ist, dann braucht er Gott ja gar nicht (Kapitel 28). Obwohl sie fies sind, meinen es die Dämonen also auch ganz gut mit ihrem Klienten. Ist Satan also im Prinzip ein feiner Kerl, der auch nur seinen Job macht?

So ähnlich tickt jedenfalls der Teufel in dem neuesten Song von Bad Religion, der wahrscheinlich die erste Single des für den Herbst angekündigten Albums „The Dissent of Man“ wird. Die Platte heißt „The Devil in Stitches“ und handelt also von einem Teufel, der sich kaputtlacht. Nach 30 Jahren Bandgeschichte fangen nun auch Bad Religion an, Liebeslieder zu schreiben. Doch dieses Stück entbehrt dennoch nicht einer gewissen politischen oder religionskritischen Note. Denn es erzählt eine Liebesgeschichte, in der zwei Menschen trotz aller Hochs und Tiefs letztlich doch ganz glücklich miteinander sind. Und zwar so glücklich, dass sie überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen, die Erfüllung für ihr Leben anderswo zu suchen. Ihre Liebe ist für sie bereits der Himmel. Auf ein Jenseits können sie darum getrost verzichten.
Across the yellow sun
we'll run,
because the devil in stitches only has his fun,
performing for the chosen one,
we can run.
Der Teufel lacht sich dabei schief. Irgendwie wirkt dieses Lachen ganz nett – so als ob sich der Teufel mit den Liebenden freut. Oder liegt in seinem Lachen auch etwas Hämisches, weil es ihm gelungen ist, die Verliebten durch ihre Freude aneinander vom jenseitigen Himmel und von Gott abzulenken? Wir wissen es nicht.

2 Kommentare:

  1. Jaja, der Teufel ist ein kluges Kerlchen ... er weiß schon wie er am besten an seine "Klienten" wie du sie so schön nennst rankommt. Je überzeugender und sympathischer desto schneller erreicht er sein Ziel, den Menschen vom Himmel fern zu halten.

    Bei deiner Beschreibung fiel mir eine Textpassage von Heine ein:

    "Ich rief den Teufel, und er kam,
    Und ich sah ihn mit Verwund'rung an.
    Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm,
    Er ist ein lieber, scharmanter Mann,
    Ein Mann in seinen besten Jahren,
    Verbindlich und höflich und welterfahren.
    Er ist ein gescheuter Diplomat,
    Und spricht recht schön über Kirch' und Staat
    Blaß ist er etwas, doch ist es kein Wunder,
    Sanskrit und Hegel studiert er jetzunder. "

    LG Jan aus Trier

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  2. Ja, krass, oder? Sogar Heinrich Heine hat es geahnt. Es ergibt sich dann nur ein Folgeproblem, wenn der Teufel tatsächlich nett ist: Wie sollen wir ihn dann von irgendwelchen anderen Typen unterscheiden, die einfach nur so nett sind?

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