Dienstag, 11. Januar 2011

"P"

Könnten wir doch nur in Mike Herrera's leuchtende Augen schauen – dann würden wir deutlich das große „P“ in seiner Iris aufblitzen sehen. Denn „P“ steht für „Panic“. Und „Panic“ ist eines der vermutlich unterschätztesten Alben der letzten Jahre. MxPx haben es im Jahr 2005 auf SideOneDummy veröffentlicht.

Die Platte sollte am besten sehr laut gehört werden, aus großen Boxen. Kennt Ihr das noch? Lautsprecherboxen hatte man früher, als die Leute ihre Musik noch nicht in Streichholzschachteln mit sich herumtrugen. Mit richtigen Lautsprechern und richtiger Lautstärke kommt die geballte Energie sehr gut zum Tragen, die in diesem Longplayer steckt. Das ist melodiöser und gleichzeitig auch gewalttätiger Punk-Rock, wie er im Buche steht.

Mit diesem kompromisslosen Sound geht die Musik mit den Texten eine glaubwürdige Einheit ein. Denn die Songs drehen sich irgendwie alle um die gleiche Thematik: Ich komme nicht so richtig zurecht im Leben. Wer steht mir bei? Schon wieder habe ich Mist gebaut. Wo ist der richtige Weg für mich? Mein Herz schmerzt. - Die übliche Kiste mit dem Sinn des Lebens, der zwar irgendwo da ist, sich aber nicht so richtig packen lassen will. Trotzdem verlieren MxPx nie so ganz den Mut. Bei allen Fragen und aller Dunkelheit zieht sich auch die Hoffnung wie ein roter Faden durch das ganze Album.

Und wenn es in dem Song „Waiting for the World to End“ zu guter Letzt heißt
„All creation will collide and then begin again“,
dann erinnert mich dies nur allzu sehr an ein anderes großes „P“ - nämlich an Paulus. Der Apostel schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom: „Wir wissen nämlich, dass die gesamte Schöpfung mit uns mitseufzt und mitleidet, bis zum jetzigen Zeitpunkt. […] In Hoffnung sind wir nämlich gerettet worden.“ Auch Paulus hat es nicht leicht. Er findet nicht plötzlich das ganze Leben dufte, nur weil er an Jesus Christus glaubt. Eher ist das Gegenteil der Fall. Paulus brockt sich durch seinen Glauben einen Arsch voller Probleme ein. Und dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf. Er vertraut darauf, dass sein Leben für etwas gut ist, und dass alles an ein gutes Ende gelangen wird. Wie für MxPx ist für Paulus das Leben mehr Panik als Picknick. Doch letztlich führt diese Panik nicht in eine blinde Orientierungslosigkeit sondern in die Hoffnung, dass nicht alles vergeblich sein kann.

Ist schon eine lustige Vorstellung, dass Mike Herrera und Paulus sich beim Clubtreffen der panischen Hypochonder über den Weg laufen und sich mit ihren Sorgen gegenseitig anstacheln, bis ihr Adrenalinpegel in schwindelerregende Höhen klettert, während Gott ihnen leise zuraunt: „Nun beruhigt euch mal, Jungs. Keine Panik.“

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