Freitag, 22. April 2011

Kermit Kristus

„Sei kein Frosch!“ könnte gut ein altes katholisches Sprichwort sein, das aus der Karfreitags-Liturgie stammt. Ist es aber natürlich nicht. Der Karfreitag gilt ja in allen christlichen Kirchen als einer der höchsten Feiertage, denn die Glaubenden gedenken hier an den Tod Jesu. Jesus stirbt und löffelt damit die Suppe aus, die sich eigentlich die Menschen selbst eingebrockt haben. Auf diese Weise dient der Tod Jesu nach christlicher Überzeugung zur Erlösung für die Menschen. Und dem entsprechend betrachten die Christinnen und Christen die Kreuzigung als etwas ganz Besonderes.

Doch jetzt kommt der Künstler Martin Kippenberger im Jahr 1990 auf die erstaunliche Idee, unter dem Titel „Fred the Frog“ eine Reihe von gekreuzigten Fröschen darzustellen. Das Geschrei ist natürlich groß, denn die Kirchenvertreter sehen hier ihren Heiland verhohnepipelt. „Sei kein Frosch, Jesus!“ rufen sie – zumindest sinngemäß. Denn so ein Frosch am Kreuz ist natürlich kein schöner Anblick. Lieber stellt man sich da doch einen Jesus vor, der auch im Sterben noch milde lächelt.

Aber Sterben ist nichts Schönes. Einer, der das schon vor langer Zeit begriffen hat, ist der Maler Matthias Grünewald. In seiner Darstellung der Kreuzigung am berühmten „Isenheimer Altar“ aus dem 16. Jahrhundert befindet sich zwar ganz eindeutig Jesus im Mittelpunkt, aber dieser Jesus sieht Fred dem Frosch ausgesprochen ähnlich. Die zerschundene Haut Jesu gleicht hier der einer Kröte. Ehrlich gesagt sieht Jesus auf diesem Bild sogar richtig widerlich aus, so dass er auch in einem modernen Zombie-Comic ganz gut mitspielen könnte. Diese Hässlichkeit besitzt eine theologische Tragweite. Denn das Leben ist kein Lollipop – und der Tod am Kreuz erst recht nicht. Nicht einmal für Jesus. Wer deswegen den Karfreitag zum netten Spaziergang in der Blumenwiese stilisiert, klaut ihm die Schwere seiner Bedeutung. Aus diesem Grund braucht es kreative Querdenker wie Kippenberger und Grünewald, die den Mut haben, mit Hässlichem zu provozieren.

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