Donnerstag, 30. August 2012

Es gibt noch Hoffnung

Emily Still Reminds

Wenn Ihr mich fragt, welche Band ich als „fleißig“ bezeichnen würde, dann würde mir sofort Emily Still Reminds einfallen. Obwohl es sich vielleicht nicht für alle so anhört, ist das doch uneingeschränkt als Kompliment gemeint. Zum Glück sind die Jungs aus der Stuttgarter Gegend trotz ihrer vielen Termine sehr entspannte Leute geblieben. So konnte ich beim Freakstock-Festival mit Sänger Simon, Drummer Markus und Gitarrist Adrian in lockerer Atmosphäre ein paar Worte wechseln.

Wie viele Konzerte habt ihr in den letzten 12 Monaten ungefähr gespielt?
Simon: Wir rechnen da eher übers Jahr hinweg: Letztes Jahr waren es insgesamt etwa 30 Konzerte, und dieses Jahr werden es so ungefähr 45. Es waren viele Festivals dabei, und ab Oktober spielen dann auch an manchen Wochenenden mehrere Shows.
Vor zwei Jahren habt ihr mir erzählt, eurer Band-Motto lautet: „One Family – we're Emily“. Von den Zahlen hört sich das jetzt aber so an, als hätte sich der Familienbetrieb zu einem mittelständischen Unternehmen weiterentwickelt.
Markus: Es hat ja auch Wechsel gegeben: Der Adrian ist neu zu uns gekommen, und der Tobi hat heute sein letztes Konzert. Wir versuchen, so viel zu spielen wie möglich. Manchmal reden wir nur noch über die Band, so dass das Persönliche etwas kurz kommt. Trotzdem bleibt das Miteinander familiär. In meinen Augen sind wir ganz bestimmt keine Firma.
Wie ist dein Eindruck, Adrian, als neues Band-Mitglied?
Adrian: Ich kenne die anderen schon lange und habe mich in der Band sofort wohl gefühlt. Wir sind einfach Freunde, die zusammen Musik machen.
War es schlimm, den Arne gehen zu lassen?
Simon: Das war für uns auf jeden Fall ein großer Einschnitt. Wir mussten uns die Frage stellen, ob Emily überhaupt weitergehen kann. Arne hatte dann ein richtig schönes Abschiedskonzert. Und auch, wenn er jetzt nicht mehr in der Band ist, sind wir eng miteinander verbunden. Adrian bringt nun musikalisch richtig viel mit und hat uns ein großes Stück weiter gebracht.
Ihr bereitet ein neues Album vor. Wie wird das?
Simon: Gut.
Das hatte ich gehofft.
Markus: Wenn ich unsere neuen Lieder mit den älteren vergleiche, dann gibt es da schon einen Umbruch. In meinen Augen wird unser Songwriting professioneller. Nach wie vor ist es unsere Struktur, harte Parts mit Melodien zu mischen. Aber wir machen jetzt andere Breaks und feilen viel länger an einzelnen Details. Daher ist das kommende Album für uns musikalisch ein Schritt nach vorn.
Komplizierter?
Alle gleichzeitig: Ja.
Simon: Aber nicht komplizierter zum Hören. Wir spielen gradlinig nach vorne, aber die Rhythmen sind einfach durchdachter und komplexer.
Markus: Der Zuhörer merkt das nicht – aber wir müssen uns halt viel mehr konzentrieren.
Gibt es eine thematische Richtung für die neue Platte?
Simon: Sollen wir den Titel verraten?
Markus: Es rennen sowieso alle mit dem Pulli herum.
[Anm: Darauf steht „Hope in this Broken World.]
Simon: Stark im Mittelpunkt steht eben das Thema „Hoffnung“: Wie geht es mir in der Gesellschaft? Wie kann ich Dinge verändern? Wo kann ich erfüllt sein? Aber wie immer bei Emily beziehen wir das nicht rein auf den christlichen Glauben, sondern es geht uns einfach darum, etwas Positives zu vermitteln. Es wird ganz sicher kein Worship-Album, sondern wir sagen einfach, was wir denken und was wir fühlen.
Ihr exponiert euch ja allein schon dadurch, dass ihr hier auf dem Freakstock spielt. Hier sind die, die was mit Jesus zu tun haben. Das kommt ja gar nicht bei allen Hardcore-Hörern gut an.
Markus: Ich finde, dass wir uns bisher gut positioniert haben. Wir predigen nicht von der Bühne herunter. Sonst hätten wir auch ganz viele Möglichkeiten nicht gehabt, bestimmte Shows zu spielen. Wir haben uns dabei wirklich die Frage gestellt, ob wir unseren Gott verleugnen, wenn wir das so machen. Aber es hat einfach keiner von uns das Bedürfnis, auf der Bühne zu predigen. Wir wollen viel lieber durch unsere Art des Umgangs miteinander etwas vermitteln. Wir versuchen, so gut es geht mit anderen umzugehen. Mitunter haben wir es ja echt mit komplizierten Typen zu tun. Da können wir dann durch unser Verhalten Licht sein. Ab und zu werden wir auch darauf angesprochen, weil das anderen auffällt.
Simon: Es ist diese Energie, das Authentische, was wir auf der Bühne rüberbringen wollen. Kürzlich kam ein Metalhead nach dem Konzert auf mich zu und meine, dass ihn unsere Art echt berührt hätte. Ich habe ihm noch eine CD von uns mitgegeben, und er hat mich dann spontan in den Arm genommen. Das sind so Momente, wo ich merke, dass wir Leuten etwas Positives mit auf den Weg geben können. Dafür müssen wir gar nicht predigen.
Markus: Es gibt ja auch diese Richtung im Hardcore, der das Motto „No Gods, no Masters“ total wichtig ist. Da gab es dann auch schonmal im Vorfeld von einem Konzert Stress, weil einige meinten, unsere Texte wären intolerant, weil wir Christen sind. Und wir hatten darum schon Angst, dass das Konzert boykottiert werden könnte, und wir wollten den Veranstalter ja auch nicht in Misskredit bringen. Wir haben uns dann aber dazu entschieden, dort zu spielen und sind mit viel Respekt hingefahren. Am Ende war es ein gutes Erlebnis, weil einfach gar nichts passiert ist. Wir kamen gut an und haben unser Set abgeliefert. - Das hat uns voll Bestätigung gegeben.
Simon: Das hat uns deswegen Kraft gegeben, weil es uns bestätigt hat, dass Emily richtig ist, so wie wir eben sind. Das hat uns auch dazu angeregt einen Song zu schreiben mit dem Titel „We are not Ashamed“. Wir schämen uns nicht dafür, wie wir sind und was wir glauben. Wir stehen dafür ein. Punkt.
Mal was Anderes: Worauf freut ihr euch in der nächsten Zeit?
Adrian: Studio.
Markus: Genau. Dafür haben wir fünf Tage eingeplant.
Simon: Das ist bestimmt ein Highlight. Wir vier machen fünf Tage lang nur Musik.
Markus: Es wird einfach eine intensive Zeit. Wir gehen dann auch kritisch miteinander um, und auf den Studioboxen hört sich die Musik auch nochmal besser an. Das bringt uns musikalisch nach vorne.
Simon: Wir coachen uns dabei gegenseitig.
Markus: Und unser Stil verändert sich ja auch leicht mit der Zeit. Wir freuen uns, dass wir uns dann für das neue Jahr mit frischen Songs präsentieren können.
Simon: „There is Hope in this Broken World“ erscheint Ende Dezember. Das geht steil. Fertig.
Ja, fertig. Vielen Dank an euch drei für dieses Gespräch.

1 Kommentar:

  1. Sehr cooles Interview...danke Nils für die vielen Infos und Emily, rock on

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