Emily Still Reminds
Wenn Ihr mich fragt, welche Band ich
als „fleißig“ bezeichnen würde, dann würde mir sofort Emily
Still Reminds einfallen. Obwohl es sich vielleicht nicht für alle so
anhört, ist das doch uneingeschränkt als Kompliment gemeint. Zum
Glück sind die Jungs aus der Stuttgarter Gegend trotz ihrer vielen
Termine sehr entspannte Leute geblieben. So konnte ich beim
Freakstock-Festival mit Sänger Simon, Drummer Markus und Gitarrist
Adrian in lockerer Atmosphäre ein paar Worte wechseln.
Wie viele Konzerte habt ihr in den
letzten 12 Monaten ungefähr gespielt?
Simon: Wir rechnen da eher übers Jahr
hinweg: Letztes Jahr waren es insgesamt etwa 30 Konzerte, und dieses
Jahr werden es so ungefähr 45. Es waren viele Festivals dabei, und
ab Oktober spielen dann auch an manchen Wochenenden mehrere Shows.
Vor zwei Jahren habt ihr mir
erzählt, eurer Band-Motto lautet: „One Family – we're Emily“.
Von den Zahlen hört sich das jetzt aber so an, als hätte sich der
Familienbetrieb zu einem mittelständischen Unternehmen
weiterentwickelt.
Markus: Es hat ja auch Wechsel gegeben:
Der Adrian ist neu zu uns gekommen, und der Tobi hat heute sein
letztes Konzert. Wir versuchen, so viel zu spielen wie möglich.
Manchmal reden wir nur noch über die Band, so dass das Persönliche
etwas kurz kommt. Trotzdem bleibt das Miteinander familiär. In
meinen Augen sind wir ganz bestimmt keine Firma.
Wie ist dein Eindruck, Adrian, als
neues Band-Mitglied?
Adrian: Ich kenne die anderen schon
lange und habe mich in der Band sofort wohl gefühlt. Wir sind
einfach Freunde, die zusammen Musik machen.
War es schlimm, den Arne gehen zu
lassen?
Simon: Das war für uns auf jeden Fall
ein großer Einschnitt. Wir mussten uns die Frage stellen, ob Emily
überhaupt weitergehen kann. Arne hatte dann ein richtig schönes
Abschiedskonzert. Und auch, wenn er jetzt nicht mehr in der Band ist,
sind wir eng miteinander verbunden. Adrian bringt nun musikalisch
richtig viel mit und hat uns ein großes Stück weiter gebracht.
Ihr bereitet ein neues Album vor.
Wie wird das?
Simon: Gut.
Das hatte ich gehofft.
Markus: Wenn ich unsere neuen Lieder
mit den älteren vergleiche, dann gibt es da schon einen Umbruch. In
meinen Augen wird unser Songwriting professioneller. Nach wie vor ist
es unsere Struktur, harte Parts mit Melodien zu mischen. Aber wir
machen jetzt andere Breaks und feilen viel länger an einzelnen
Details. Daher ist das kommende Album für uns musikalisch ein
Schritt nach vorn.
Komplizierter?
Alle gleichzeitig: Ja.
Simon: Aber nicht komplizierter zum
Hören. Wir spielen gradlinig nach vorne, aber die Rhythmen sind
einfach durchdachter und komplexer.
Markus: Der Zuhörer merkt das nicht –
aber wir müssen uns halt viel mehr konzentrieren.
Gibt es eine thematische Richtung
für die neue Platte?
Simon: Sollen wir den Titel verraten?
Markus: Es rennen sowieso alle mit dem
Pulli herum.
[Anm: Darauf steht „Hope in this
Broken World.]
Simon: Stark im Mittelpunkt steht eben
das Thema „Hoffnung“: Wie geht es mir in der Gesellschaft? Wie
kann ich Dinge verändern? Wo kann ich erfüllt sein? Aber wie immer
bei Emily beziehen wir das nicht rein auf den christlichen Glauben,
sondern es geht uns einfach darum, etwas Positives zu vermitteln. Es
wird ganz sicher kein Worship-Album, sondern wir sagen einfach, was
wir denken und was wir fühlen.
Ihr exponiert euch ja allein schon
dadurch, dass ihr hier auf dem Freakstock spielt. Hier sind die, die
was mit Jesus zu tun haben. Das kommt ja gar nicht bei allen
Hardcore-Hörern gut an.
Markus: Ich finde, dass wir uns bisher
gut positioniert haben. Wir predigen nicht von der Bühne herunter.
Sonst hätten wir auch ganz viele Möglichkeiten nicht gehabt,
bestimmte Shows zu spielen. Wir haben uns dabei wirklich die Frage
gestellt, ob wir unseren Gott verleugnen, wenn wir das so machen.
Aber es hat einfach keiner von uns das Bedürfnis, auf der Bühne zu
predigen. Wir wollen viel lieber durch unsere Art des Umgangs
miteinander etwas vermitteln. Wir versuchen, so gut es geht mit
anderen umzugehen. Mitunter haben wir es ja echt mit komplizierten
Typen zu tun. Da können wir dann durch unser Verhalten Licht sein.
Ab und zu werden wir auch darauf angesprochen, weil das anderen
auffällt.
Simon: Es ist diese Energie, das
Authentische, was wir auf der Bühne rüberbringen wollen. Kürzlich
kam ein Metalhead nach dem Konzert auf mich zu und meine, dass ihn
unsere Art echt berührt hätte. Ich habe ihm noch eine CD von uns
mitgegeben, und er hat mich dann spontan in den Arm genommen. Das
sind so Momente, wo ich merke, dass wir Leuten etwas Positives mit
auf den Weg geben können. Dafür müssen wir gar nicht predigen.
Markus: Es gibt ja auch diese Richtung
im Hardcore, der das Motto „No Gods, no Masters“ total wichtig
ist. Da gab es dann auch schonmal im Vorfeld von einem Konzert
Stress, weil einige meinten, unsere Texte wären intolerant, weil wir
Christen sind. Und wir hatten darum schon Angst, dass das Konzert
boykottiert werden könnte, und wir wollten den Veranstalter ja auch
nicht in Misskredit bringen. Wir haben uns dann aber dazu
entschieden, dort zu spielen und sind mit viel Respekt hingefahren.
Am Ende war es ein gutes Erlebnis, weil einfach gar nichts passiert
ist. Wir kamen gut an und haben unser Set abgeliefert. - Das hat uns
voll Bestätigung gegeben.
Simon: Das hat uns deswegen Kraft
gegeben, weil es uns bestätigt hat, dass Emily richtig ist, so wie
wir eben sind. Das hat uns auch dazu angeregt einen Song zu schreiben
mit dem Titel „We are not Ashamed“. Wir schämen uns nicht dafür,
wie wir sind und was wir glauben. Wir stehen dafür ein. Punkt.
Mal was Anderes: Worauf freut ihr
euch in der nächsten Zeit?
Adrian: Studio.
Markus: Genau. Dafür haben wir fünf
Tage eingeplant.
Simon: Das ist bestimmt ein Highlight.
Wir vier machen fünf Tage lang nur Musik.
Markus: Es wird einfach eine intensive
Zeit. Wir gehen dann auch kritisch miteinander um, und auf den
Studioboxen hört sich die Musik auch nochmal besser an. Das bringt
uns musikalisch nach vorne.
Simon: Wir coachen uns dabei
gegenseitig.
Markus: Und unser Stil verändert sich
ja auch leicht mit der Zeit. Wir freuen uns, dass wir uns dann für
das neue Jahr mit frischen Songs präsentieren können.
Simon: „There is Hope in this Broken
World“ erscheint Ende Dezember. Das geht steil. Fertig.
Ja, fertig. Vielen Dank an euch drei
für dieses Gespräch.
Sehr cooles Interview...danke Nils für die vielen Infos und Emily, rock on
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