
Was allerdings die Lyrics betrifft, ist die Platte irgendwie – interessant. Der Titel-Track des Albums verfügt über einen merkwürdig doppeldeutigen Kehrvers, und der geht so:
If you can't shout „saved!“Im ersten Moment möchte man meinen, das Lied handle von Fußball, weil so viele Fußball-chinesische Begriffe darin vorkommen: Wenn du den Ball nicht hältst, dann wird auf Elfmeter gegen dich entschieden, und es fällt ein Tor gegen dich. Und wenn dann der Schlusspfiff ertönt... Erst mit der letzten Textzeile gibt sich die doppelte Codierung des Lieds zu erkennen. Denn im Fußball verliert ja niemand seine Seele sondern höchstens einmal drei Punkte. Ishmael United singen nämlich gar nicht auf Fußball-chinesisch sondern auf kanaanäisch!
you'll have to face the penalty,
and as with every penalty
you're sure to lose your goal.
If you can't shout „saved!“
you'll have to face the penalty,
and when the final whistle blows
you're gonna lose your soul.
Kanaanäisch ist ein christlicher Slang, die Sprache gewisser frommer Subkulturen, die sich stark an der altertümlichen Ausdrucksweise der Lutherbibel orientiert. Von Außenstehenden kann diese Sprache so gut wie nicht verstanden werden, weil sie lauter Begriffe beinhaltet, die im täglichen Leben keinerlei Rolle spielen, wie zum Beispiel „Buße“, „erquicken“ oder „dermaleinst“. Ishmael United jedenfalls beherrschen die kanaanäische Sprache fließend. Als kanaanäische Redeweise begriffen besagt ihr Lied das folgende: Wenn du nicht errettet bist, dann musst du mit Gottes Strafe rechnen. Und wenn dann das Ende der Welt kommt, dann verlierst du deine Seele. Mit anderen Worten: Glaub an Gott, denn sonst bestraft er dich mit dem Tod!
Es ist ein alter missionarischer Trick, den Ishmael United hier anwenden. Profis unter den Verkündigern christlicher Glaubensinhalte sagen dazu: Jemanden mit der Androhung der Hölle in den Himmel jagen. Die Methode arbeitet mit einer negativen Motivation. Nicht weil sie den christlichen Glauben so ansprechend finden, sollen sich die Menschen diesem zuwenden – sondern weil ihnen andernfalls etwas noch viel Schlimmeres blüht. Auf diese Weise landen sozusagen lauter Leute im Schoß der Kirche, die dort eigentlich gar nicht sein wollen. Das ist schwarze Pädagogik.
Dabei gibt es den Vergleich zwischen christlichem Glauben und Sport schon lange. Nicht Ishmael United haben ihn erfunden sondern der Apostel Paulus (Philipperbrief, Kapitel 3). Allerdings existiert zur Zeit des Apostels das Fußballspiel noch nicht. Daher vergleicht Paulus den Glauben mit einem Wettlauf im Sportstadion. Er schreibt: Ich renne, so schnell ich kann, weil ich den Siegespreis gewinnen will. Paulus wird damit von einer positiven Motivation angetrieben. Er kann dem Glauben sehr viel abgewinnen. Für ihn lohnt es sich, vollen Einsatz zu bringen. So hat Paulus sein verlockendes Ziel genau vor Augen; er ist hoch motiviert und kann andere mit seiner Begeisterung anstecken. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man auf etwas zu läuft, oder ob man vor etwas weg läuft. Von der positiven Motivation des Paulus hätten Ishmael United sich ruhig ein Scheibchen abschneiden können.
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