Mittwoch, 29. Dezember 2010

Rückblick

Mit dem Jahresende ist ein geeigneter Zeitpunkt gekommen, um eine kurze Rückschau zu halten. 2010 war ein gutes Jahr. Logo, wer es darauf anlegt, kann auch viele unerfreuliche Dinge finden und anprangern. Aber ich möchte mich an dieser Stelle einmal bewusst auf die ermutigenden Ereignisse des vergangenen Jahres konzentrieren. Insbesondere zwei Veröffentlichungen beweisen, dass der von manchen totgesagte Punk-Rock sich noch immer bester Gesundheit erfreut. Deswegen will ich diese beiden Platten nun noch einmal ausdrücklich Eurer Liebe anempfehlen.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Was ist das Leben?

(English version below)

Was ist das Leben? Ist das Leben mehr Melodie, oder ist das Leben mehr Rhythmus? Überwiegen die wiederkehrenden Elemente, oder die unverwechselbaren? Wiederholen sich immer die gleichen Vorgänge, oder ist jeder Tag ganz einzigartig? Der Hardcore-Stil der Band Venia aus Minneapolis besteht vor allem aus krassen Rhythmen. Darum vermute ich, dass diese Jungs auch ein Auge für die wiederkehrenden Muster des Lebens haben. In jedem Fall haben sie sich Gedanken über das Leben gemacht.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Hirschkuh der Frühe

Letztens bin ich mal wieder auf ein kurioses Druckerzeugnis gestoßen, namentlich auf das Buch „Rock-, Pop- und Technomusik und ihre Wirkungen“ von Adolf Graul. Herr Graul findet moderne christliche Musik scheiße und trägt deswegen die beiden folgenden Hauptargumente vor: Erstens lenke Radaumusik vom Text eines Liedes ab, und das gefalle Gott nicht. Zweitens mache Radaumusik aggressiv, und das gefalle Gott nicht.

Freitag, 10. Dezember 2010

Ein Gleichnis

(English version below)

Womit wollen wir diese Band vergleichen? Und durch welches Gleichnis wollen wir sie abbilden? Lasst es mich einmal so versuchen: Wenn Ozzy Osbourne, Herb Alpert, Billy Graham und Daffy Duck zusammen eine Musikkapelle gründen würden, dann würde das Ergebnis sich höchstwahrscheinlich ziemlich genau so anhören wie das aktuelle Demo von Must Build Jacuzzi. Die Jungs aus Illinois haben von Ozzy die kraftvollen Gitarren-Riffs und den leichten Hang zum Heavy Metal. Von Herb haben sie die Vorliebe für Blächbläserei und das Händchen für großartige Melodien. Wie Billy machen sie kein Geheimnis aus ihrem christlichen Glauben sondern singen fröhlich über Jesus. Und von Daffy schließlich haben sie eine reichliche Neigung zum ulkigen Chaos, wobei manchmal das Ulkige und manchmal das Chaotische überwiegt. In der Summe ergibt sich mit „Ska Isn't Dead...“ ein richtig gutes Demo, das trotz aller Unsauberkeiten viel Freude an der Musik vermittelt. Ich freue mich schon auf die nächste Platte und hoffe, dass es dann Osbourne, Alpert und Graham schaffen, die Ente im Zaum zu halten.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Früher war mehr Bandsalat

Was haben Lametta und Musikkassetten gemeinsam? – Beide sind ziemlich out. Und beide beziehen ihren besonderen ästhetischen Reiz daher, dass sie aus einem langen schmalen Band bestehen. Heutzutage weiß das ja kaum mehr jemand zu schätzen. Aber früher, in den 90ern, da besaß das Mix-Tape noch einen kulturellen Stellenwert. Früher war mehr Lametta. Und früher war auch mehr Bandsalat. Und um die guten alten Zeiten nochmal zu zelebrieren, nehme ich mir jetzt eine schöne gemischte Kassette auf, die mich durch die Advents- und Weihnachszeit begleiten wird. Darauf vertreten sind die coolsten Weihnachts-Punk-Songs, die ich kenne. Meine persönlichen Top 10:

Sonntag, 28. November 2010

Deutschland Deja Vu

Folgende Situation: Da ist dieser Mensch, der sich ganz offensichtlich in Not befindet. Eigentlich wäre es kein großer Akt, ihm zu helfen. Aber alle, die ihn sehen, wenden sich lieber schnell ab und sind froh, wenn sie ihre Augen vor der Notlage des Menschen verschließen können. – Dies ist die Story, die dem Lied „Was für ein Land“ der Band BILDungslücke (Heike M. 7“, BILDungsRec 1999) zugrunde liegt.

Dienstag, 23. November 2010

Ewig währt am längsten

Ist unsere Welt irgend so eine Art Provisorium? Geht alles demnächst in den Arsch, oder gibt es etwas, das bleibt? Ich wärme das Thema nochmal auf. Den jüngst vergangenen Ewigkeitssonntag habe ich zum Anlass genommen, um einmal zu schauen, was verschiedene Punk-Bands so über die Ewigkeit zu sagen wissen. So präsentiere ich hier nun also proudly meine ganz persönlichen und völlig subjektiven Top 10 der Punk Songs zum Thema „Ewigkeit“.

Mittwoch, 17. November 2010

Erinnerungen

Die letzten Tage im November haben doch wohl echt was Tristes. Die Bäume werfen ihr letztes Laub ab. Es wird kalt. Die Natur kommt zum Stillstand. Und ich habe auch den Eindruck, dass die Menschen um mich herum etwas depressiver drauf sind als sonst. Der Herbst macht nachdenklich. Herbst bedeutet Zerfall. Das regt mich zur Beschäftigung mit einem Thema an, dass uns alle betrifft, vor dem wir aber gerne die Augen verschließen: dem Tod.

Donnerstag, 11. November 2010

Hippie oder Punk?

(English version below)

War Jesus jetzt Hippie oder Punk? Vermutlich hatte er lange Haare und einen Bart. Nach der Darstellung des Johannesevangeliums hat er auch gerne von Frieden und Liebe erzählt. Das wirkt alles ziemlich hippie-mäßig. Deswegen bilden NOFX den Peace-and-Love-Jesus auch auf einer ihrer EPs ab und betiteln das Werk mit „Never Trust a Hippy“. Aber auf der anderen Seite warnt Jesus auch krass vor dem Mainstream. Was die meisten Leute gut und richtig finden, ist gerade deshalb vermutlich falsch. „Haltet euch fern von der Hauptstraße, auf der die Masse unterwegs ist,“ sagt Jesus zu seinen Freunden im Matthäusevangelium, „und entscheidet euch stattdessen lieber für den richtigen Weg, auch wenn er unbequem zu gehen ist.“ Eine eigene Meinung zu vertreten, zum eigenen Glauben zu stehen, findet Jesus dabei sogar wichtiger als irgendwelches Gefasel von Friede, Freude und Eierkuchen. Hier tritt er also richtig rebellisch auf, wie ein echter Punk.

Freitag, 5. November 2010

Jesus in Berlin

Gott ist allgegenwärtig, also überall anwesend – so lautet ein wichtiger Lehrsatz der christlichen Theologie. Aber wenn ich mich so umschaue, dann gilt das mit der Allgegenwart wohl nicht nur für Gott sondern auch für Jesus. Auf Schritt und Tritt verfolgt der Typ mich: Viele tragen den Gekreuzigten an einer Kette um den Hals. Regelmäßig lächeln mich Jesus-Konterfeis von den Titelseiten von Zeitschriften an, die mir erklären wollen, wie Jesus wirklich war. Kirchengebäude sind oft regelrecht überfrachtet mit Jesus-Darstellungen. Und im Radio dudelt mal wieder Green Day's „Jesus of Suburbia“.

Freitag, 29. Oktober 2010

Lebendige Musik

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Punk ist nicht tot. Jesus lebt. Und Ska hält sich auch immer noch ganz wacker. Da hätten wir also so etwas wie die heilige Trinität des guten Musikgeschmacks. Punk, Jesus und Ska sind auch nach all den Jahren immer noch so frisch wie am ersten Tag. Das beweist auch ein kürzlich erschienener Sampler von Indie Vision Music mit dem Titel „Ska Lives, Vol. 1“. Höchst lebendig präsentieren sich hier ganze 30 christliche Ska-Bands, die je einen Song zu der Compilation beitragen.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Die Schöpfkeule

Sieben. Die Sieben ist die Zahl des Lebens. Denn die Sieben gibt dem Leben Struktur. Sieben Tage hat die Woche. Sieben Weltwunder hat die Antike. Sieben Kontinente hat die Erde. Sieben Todsünden hat die Katholische Kirche. Sieben Mägen hat die Kuh (ungefähr). Sieben Ecken hat ein Heptagramm. Sieben Zwerge hat Schneewittchen. Und – in sieben Tagen hat Gott die Welt erschaffen. Dachte man zumindest früher. Bis dann im 19. Jahrhundert Charles Darwin auf den Plan trat und mit seinen Ansichten ordentlich für Furore sorgte. Da erdreistete sich dieser Darwin doch, in seinem Buch „The Descent of Man“ (Die Abstammung des Menschen) zu behaupten, die Menschen seien gar nicht durch Schöpfung sondern durch Evolution entstanden, und die Menschheit stamme folglich nicht von Adam und Eva sondern vom Affen ab.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Angriff und Verteidigung

(English version below)

Same as Sunday blasen zur Attacke. Das Quartett aus Indianapolis hat diesen Monat seine neue EP „Earn Your Stripes“ veröffentlicht. Blasse Jungs und krasse Musik. Der Sound von Same as Sunday basiert auf meist schnellen Hardcore-Riffs. Dazu mischt sich hin und wieder ein Metal-Einschlag, der dann für einen Augenblick sehr betont in den Mittelpunkt tritt, um gleich anschließend wieder aus dem Gehörgang zu verschwinden. Die Metal-Note wird hier also mit einem Augenzwinkern vorgetragen, so dass sie eher amüsiert als stört. Über dem Gitarren-Brett liegt ein extrem melodiöser Gesang, der mich an die Kollegen von Relient K erinnert. Ab und zu flechten Same as Sunday außerdem sehr poppige Elemente in ihre Stücke ein, die alle Punk-Rock-Klischees durchbrechen. Die Mixtur, die sich ergibt, bezeichnet die Band selbst als Happy Hardcore. Sie ist derartig eingängig und gleichzeitig unterhaltsam, dass die Platte bei mir erstmal in Endlosschleife weiterläuft.

Dienstag, 12. Oktober 2010

No Brain - no Pain

Wer in die Kirche geht und einen Gottesdienst besucht, sollte am besten das Gehirn am Eingang abgeben. Zumindest würde dies vieles erleichtern, sagen viele. Denn wenn in der Kirche lauter haarsträubende Dinge gesagt und geglaubt werden, dann tut dies nicht ganz so weh, weil der eigene Verstand ja auf Standby geschaltet wurde. So sieht es auch die Band 2LHUD aus Köln. Die Jungs spielen einen coolen Crossover aus viel Punk mit je einer Prise Elektro, Reggae und ungarischer Folklore. Auf ihrem Debut-Album „Steckdose – Licht“ (Nix Gut 2005) trägt der erste Song den Titel „Spiele und Brot“.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Gott ist wirklich da

Ein Interview mit Joe Yerke von den Insyderz
(English version below)

Nur noch wenige Wochen, dann kommen die Insyderz nach Europa und werden einige Konzerte in der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland geben, unter anderem beim Rock Without Limits Festival. Ihr Skacore-Sound wird dabei sicherlich die eine oder andere Butze zum Beben bringen. Die exakten Tourtermine gibt es auf der Facebook-Seite der Band. Und für die erste Hälfte des kommenden Jahres haben die Jungs aus Detroit eine neue CD angekündigt. Im Vorfeld der Europa-Tour durfte ich dem Bandgründer und Frontmann Joe per Mail ein paar Fragen stellen.

Donnerstag, 30. September 2010

„Heiliger Arschtritt"

Seit wenigen Tagen kann man sie in freier Wildbahn antreffen: die neue EP „Hate around Me“ der sächsischen Hardcore-Combo El Sabio. Aber seht euch vor! – Mit ihren scharfen Riffs und bellenden Shouts gehört diese Platte zu den wirklich bissigen Vertretern ihrer Spezies. El Sabio mögen es auf die harte Tour, aber allzu starke Anleihen beim Metal vermeiden sie erfreulicherweise. Denn anders als viele andere New-School-Bands verzichten sie auf eine zweite Gitarre und haben stattdessen zweimal Vocals mit an Bord. Beide Shouter setzen ihre Stimmen konsequent als Rhythmus-Instrumente ein und hauen damit in die gleiche Kerbe wie Gitarre, Bass und Schlagzeug. So entsteht ein extrem druckvoller Sound, mit dem die Jungs aus dem Erzgebirge ihrer Hörerschaft einen Heiligen Arschtritt verpassen.

Mittwoch, 22. September 2010

Sinn und Unsinn

Den Track „Stand“ haben Good Riddance im Jahr 1997 zur Fat-Wreck Compilation „Physical Fatness“ beigesteuert. Darin beschreiben sie diesen besonderen Augenblick, in dem die Welt um dich herum eigentlich trübe aussieht, und dann aber doch plötzlich irgendwoher Hoffnung aufkeimt. Erklären lässt sich das nicht, aber manchmal ist es einfach so, dass du merkst: Ich bin hier, und das Leben wird schon weiter gehen.

Dienstag, 14. September 2010

Suchen oder Gefunden-Werden

Vor einem guten Jahr erschien das neueste Rancid-Album mit dem Titel „Let the Dominoes Fall“ (Hellcat 2009). Mit ihrer gewohnt soliden und melodiösen Musik macht die Band hier ordentlich Werbung für den Punk. Diese Werbung kommt auch in den Texten vor, denn das Lied „You Want It, You Got It“ gipfelt in der einigermaßen erstaunlichen Aussage:
I made a decision:
Punk Rock is my religion.

Mittwoch, 8. September 2010

Shout to the Lord

Wenn du dich bei einem Hillsong-Konzert von hinten auf die Bühne schleichst und den Singenden mit, sagen wir, einer Gabel in den Po piekst – dann schreien diese zwar vermutlich, aber trotzdem ist das dann noch nicht Punk. Denn zu einem ordentlichen Punk-Auftritt gehören neben Geschrei auch noch dreckige Gitarren, schnelle Rhythmen und dieses gewisse Quäntchen Dreistigkeit. Und genau diese Mischung bietet die Band Praiser aus Hamburg auf ihrem neuen Album „Blessed Be the Punk“ dar. Dem alten christlichen Slogan „Ich will rufen zu dem Herrn“ verleihen Praiser so eine erfrischend neue Bedeutung.

Freitag, 3. September 2010

Licht aus?

Phos ist eine, besser: war eine Punk Band aus Sachsen, die sich in etwa so angehört hat, als feierten die Descendents zusammen mit den Ärzten eine Pool-Party. Nach einem fetten Konzert auf dem Zwickauer Stadtfest hat die Band sich vor 14 Tagen nun aufgelöst. Schade eigentlich, denn jetzt droht es, duster zu werden. Das Wort „Phos“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Licht“. Und auf Altgriechisch sind im Original auch die Schriften des Neuen Testaments verfasst. Jesus sagt dort einmal zu seinen Leuten: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäusevangelium, Kapitel 5). Damit meint er: Wenn es sonst schon nicht so besonders sonnig und heiter aussieht in der Welt, dann sind wohl wenigstens seine Freunde dafür zuständig, so gut sie können Beleuchtung zu verbreiten. Mit „It's Time for Us“ haben Phos sogar einen Song über dieses Thema geschrieben. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs ihre Lampen nun anderswo weiterbrennen lassen.

Dienstag, 31. August 2010

Könige der Straße

Vermutlich speisen die American Werewolves in der Regel sehr fürstlich: KöPi und Burger King. So klingt jedenfalls ihre Musik. Auf der neuen Platte „Wanderers Forever“ (Warbird Entertainment) legt das Quintett aus Cleveland 13 königliche Gesänge vor. Das ist Street Punk, so wie er sein sollte: Mit rauem Gesang, bratenden Gitarren und schnellen Rhythmen. „Oooho“-Chöre fehlen natürlich genauso wenig wie Melodien, die ins Ohr gehen. Nur wirft Sänger Trevor ziemlich verschwenderisch mit langgezogenen Silben um sich, die irgendwie jaulig klingen und daher leider nerven. Aber andererseits ist das wohl auch sein Markenzeichen und muss ihm deswegen verziehen werden.

Samstag, 28. August 2010

In der Hölle kennen wir uns aus

Gegenüber dem Thema Religion sind Punk-Bands ja in der Regel sehr skeptisch. Allerdings gibt es ein religiöses Motiv, dem zahlreiche Songs gewidmet sind. Und dabei handelt es sich nicht etwa um etwas Gefühlsduseliges oder Erbauliches sondern um etwas Krasses und Fieses: Es geht um die Hölle. Sie darf – obwohl sie strenggenommen auch aus dem Bereich der Religion stammt – auf vielen Punk-Platten mitmachen. Darum folgen hier nun die Top 10 der Punk-Songs, die sich mit der Hölle auseinandersetzen:

Montag, 23. August 2010

Würzmischung

(English version below)

Eine gepfefferte Veröffentlichung tischen uns Dragged Out aus Schottland auf. Denn die Band hat diese Woche ihre „Complete Discography“ zum Download bereit gestellt. Teilweise sind die Sachen schon vor längerer Zeit auf Handmade Overkill erschienen. Der Titel klingt reichlich vollmundig für sage und schreibe sieben Songs, die das Opus umfasst. Aber das ist halt alles, was die Band jemals aufgenommen hat. Nach 10 Minuten ist der Spaß auch schon wieder vorbei. In der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Apropos „Spaß vorbei“ - Auch das menschliche Leben dauert nicht ewig. Das kürzeste Stück von Dragged Out geht gerade einmal vier Sekunden und heißt „Carpe Vitae“. Das ist Punkerlatein („Scheiß auf die Grammatik!“) für „Nutze dein Leben“. Denn die Zeit der Menschen auf dieser Erde ist ähnlich kurz wie ein Punk-Rock-Song und damit viel zu schade, um sie zu verplempern. Und dennoch blicken die Punks aus Schottland mit Zuversicht in die Zukunft, denn sie vertrauen darauf, dass mit dem Tod noch nicht alles aus ist. „Carpe Vitae“ zitiert einen Vers aus dem Philipperbrief, der sinngemäß sagt: das Beste kommt erst noch. Auf alle Fälle ist das Tütchen mit der „Complete Discography“ von Dragged Out eine gute Würzmischung, mit der sich die Suppe des Lebens auch im Hier und Jetzt schonmal kräftig aufpeppen lässt.

Mittwoch, 18. August 2010

Zuhause bei der Family

Ein Interview mit Emily Still Reminds

Erschöpft aber glücklich sitzen mir die vier Mitglieder von Emily Still Reminds aus Stuttgart gegenüber. Die Band hat soeben ein schweißtreibendes Konzert im Knüppelkeller des Freakstock-Festivals abgeliefert, so dass die Bühne bebte. Nun stellen die Jungs sich dem Interview. Derzeit schrauben sie übrigens auch noch an neuen Aufnahmen für eine CD, die im Herbst erscheinen soll.

Montag, 16. August 2010

Zierfische

Vor genau 10 Jahren veröffentlichten Ghoti Hook aus Virginia auf Tooth & Nail die CD „Two Years to Never“. Ein merkwürdiges Album von einer Punk-Band mit einem merkwürdigen Namen. „Ghoti“ ist ein Kunstwort. Ein unbekannter Spaßvogel hat es sich ausgedacht, um daran die Unlogik der englischen Aussprache zu demonstrieren. Das „gh“ entnimmt er aus dem Wort „enough“, wo es bekanntlich [f] ausgesprochen wird. Das „o“ stammt aus „women“ und spricht sich folglich [ı]. Und das „ti“ kommt aus „nation“ und lautet [∫]. Zusammen ergibt sich das hübsche Wörtchen [fı∫] - „Fisch“. Ghoti Hook ist also ein Angelhaken mit Wortwitz.

Donnerstag, 12. August 2010

Der nette Teufel

Pferdefuß, Dreizack und Schwefelgeruch – so kann man sich den Teufel gut vorstellen. Muss man aber nicht. Das Buch „Dienstanweisungen für einen Unterteufel“, das der irische Literaturwissenschaftler C.S. Lewis vor gut 70 Jahren geschrieben hat, zeichnet jedenfalls ein anderes Bild von den Dämonen: Der Nachwuchs-Teufel Wormwood soll einen jungen Mann vom Pfad der Tugend abbringen. Als erfahrener Menschen-Verführer gibt ihm dazu sein Onkel Screwtape eine Reihe von nützlichen Tipps. Da sich Wormwood mit seinem hinterlistigen Unterfangen sehr tollpatschig anstellt, wirkt er irgendwie sympathisch, obwohl er ein Teufel ist. Ist ja auch klar: Wer f***en will, muss freundlich sein. Und wer Menschen in Versuchung bringen will, darf sich das nicht anmerken lassen.

Montag, 9. August 2010

Das Hoffnungs-Ding

Praiser im Interview

Beim Freakstock-Festival, das vor wenigen Tagen zuende gegangen ist, waren auch Praiser aus Hamburg mit von der Partie. Zuerst brachten sie den Knüppelkeller zum Pogen, und am nächsten Tag versüßten sie den Festival-Teilnehmern ihre Mittagsruhe, indem sie dreckigen Punkrock von einer fahrenden Bühne aus zum Besten gaben. Zwischendrin hatten André und Marcus (Bender) aber auch einige Minuten übrig, um mir meine neugierigen Fragen zu beantworten.

Dienstag, 27. Juli 2010

Echt Bombe

Über eine bombige Postkarte bin ich am Wochenende in einem Café gestolpert. Auf der Edgar-Freecard ist ein Werk namens „Jesus and Bombers“ des Hamburger Künstlers Lotron zu sehen. Schön im Mittelpunkt des Bilds befindet sich ein unscharfer Jesus am Kreuz. Links sowie rechts neben ihn sind zwei Kampfbomber gemalt. Und den Hintergrund für diese Szene gibt eine angedeutete Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika ab. Kleine Striche umgeben Jesus und die Bomber, als wären diese auf die Flagge aufgenäht. So verbindet sich alles zu einer festen Einheit miteinander. Jesus, Amerika und der Krieg. Beinahe wird Jesus in diesem Kunstwerk selbst zum Mordinstrument: Wie die Tragflächen eines Kampfjets breitet er seine Arme zum Angriff aus.

Freitag, 23. Juli 2010

Hoffnung auf Mehr

Grün ist die Farbe der Hoffnung. Und in schickem Grün präsentiert sich auch der aktuelle Upcoming-Sampler aus dem Hause Musicfreaks Records. Die Platte versammelt 19 Stücke verschiedener christlicher Rockbands aus dem deutschsprachigen Raum. Einerseits singen diese Bands von der Hoffnung, die in ihnen ist. Und andererseits schürt die Qualität dieser Musik auch die Hoffnung darauf, dass wir von diesen Bands in Zukunft noch einiges zu erwarten haben. Darum ist der Upcoming-Sampler einfach ein gelungenes Projekt. Musicfreaks Records haben bereits weitere Scheiben der Reihe angekündigt. In einigen Stücken auf dem aktuellen Sampler geht es richtig punkig zur Sache. Neben dem Track „Suffer“ von der Band Crossing und „Break My Pride“ von den Ska-Rockern October Light haken sich vor allem die Stücke von Freequency und den Steampeax in meinem Gehörgang fest.

Montag, 19. Juli 2010

Hiobs Botschaft

Shit happens. Aber manchmal kackt dir das Leben auch einen derart dicken Haufen vor die Tür, dass du dich fragst, wie du den jemals wieder weggeschaufelt bekommen sollst. Von solchen Erlebnissen erzählen auch NOFX mit dem Song „You Will Lose Faith“. Das Lied erscheint zuerst auf der Nummer 10 der 7“-of-the-Month-Club Reihe (Fat Wreck 2005) in einer lässigen akustischen Version. Eine schnellere, elektrische Fassung ist auf dem folgenden Album „Wolves in Wolves' Clothing“ (Fat Wreck 2006) enthalten. Auf dem Cover der 7“-Platte sind zwar niedliche Teddy-Bären abgebildet, aber der Text hat es ganz schön in sich.

Freitag, 9. Juli 2010

Gegen den Strom

Bewegung ist gesund. Das behaupten zumindest die Krankenkassen. Allerdings – wenden manche ein – kommt es auch auf die Richtung an.
Sei ein lebend'ger Fisch:
schwimme doch gegen den Strom!
So sangen es Snubnose 1999 und coverten damit eine alte Schwarte von der Kinderlieder-Tante Margret Birkenfeld. Das Lied bringt die Problematik auf den Punkt: Bewegung an und für sich ist schon gut. Bedenklich wird es nur, wenn man sich in die gleiche Richtung bewegt wie die breite Masse. Denn je mehr Leute sich einem Rudel anschließen, umso höher liegt die Gefahr, dass sie sich auf dem Holzweg befinden. Die Masse ist verdächtig. Deswegen taucht das Thema „sich gegen den allgemeinen Trend bewegen“ auch mit schöner Regelmäßigkeit in der Punk-Musik auf.

Freitag, 2. Juli 2010

Erfrischung gefällig?

Die Temperaturen steigen immer weiter. Ich schwitze. Eine kühle Limo ist mir daher jederzeit sehr willkommen. Aber richtig perfekte Sommer-Stimmung kommt natürlich erst dann auf, wenn man nicht nur ein erfrischendes Getränk in der Hand hält, um es zu schlürfen, sondern auch noch eine passende Musik in der Anlage hat, um sie gemütlich dazu zu hören. Darum präsentiere ich hier meine persönlichen Top 10 der Punk-Pop-Hits zum Thema „Eiskrem und andere sommerliche Erfrischungen“.

Dienstag, 29. Juni 2010

Sauer macht lustig

Wahrlich, ich sage euch: Es gibt gläubige Leute, die werfen so häufig und unkontrolliert mit Bibelzitaten um sich, wie Tourette-Patienten mit Kraftausdrücken. Auch Children 18:3 stehen mitunter in Gefahr, sich mit dieser Form der „Heiligen Verbal-Diarrhoe“ zu infizieren. Die drei Geschwister aus Minessota haben mit „Rain's a Comin'“ soeben ihren zweiten Longplayer auf Tooth & Nail veröffentlicht. Schon der Bandname ist eine kaum getarnte Anspielung auf das Matthäusevangelium, und auf dem neuen Album wimmelt es ebenfalls von biblischen Anklängen. Allerdings kann ich dies der Band kaum zum Vorwurf machen, denn die Platte überzeugt mich sowohl auf den Ohren als auch im Hirn.

Freitag, 25. Juni 2010

Sommer!

Da ist er endlich! Der Sommer. Wurde ja auch langsam Zeit. Sommer ist sicherlich eine der besten Jahreszeiten, die es gibt. Denn im Sommer kann man Zitroneneis essen, wenn es heiß ist. Oder kurzerhand nachts in den See springen. Oder einfach auf der Wiese liegen und ein Bierchen zischen. Und besonders viel Spaß macht dies alles natürlich dann, wenn der richtige Soundtrack dazu läuft. Deswegen haben die netten Leute von Tooth & Nail sich überlegt, dass sie den Freunden des Hauses einen Beitrag zum Soundtrack ihres Sommers zukommen lassen könnten: Seit wenigen Stunden steht der Tooth & Nail Summer-Sampler kostenlos im Internet. Ohne Track-Liste und Cover-Artwork wirkt das gute Stück zwar auf den ersten Blick etwas lieblos zusammengepanscht. Aber dafür beinhaltet die Platte richtig viel feinste Rockmusik.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Kurz vor Knapp

Wie die Zeit vergeht! Jetzt ist es auch schon wieder 15 Jahre her, dass mit „... and out Come the Wolves“ das berühmteste Album der Band Rancid das Licht der Welt erblickt hat. Mit der Platte, die 1995 auf Epitaph veröffentlicht wird, halten Rancid in einer kargen Zeit tapfer die Fahne des Punk Rock hoch. Im August feiert das Album sein 15jähriges Jubiläum. Nicht nur ikonographisch ist das Album durch das Minor Threat Zitat auf dem Cover legendär sondern auch musikalisch: Es beherbergt einige der größten Hits von Rancid. Mir persönlich gefällt aber ein Track am besten, der eher unscheinbar am Rande steht und nie als Single ausgekoppelt wurde. Ich rede von dem Stück „The 11th Hour“.

Freitag, 18. Juni 2010

Parental Advisory

Achtung! Rauchen kann tödlich sein. Musikhören auch. Zumindest behauptet dies Jack T. Chick. Seit den 1970ern zeichnet er christliche Comics. Das ist prinzipiell eine fantastische Idee. Allerdings ist die Botschaft, die aus den Chick-Comics spricht, – vorsichtig gesagt – etwas eigentümlich. Hier wimmelt es von Dämonen und bösen Geistern. Das Feuer der Hölle lodert. Und die Schergen des Schattenreichs haben überall auf der Welt ihre garstigen Finger im Spiel. Nicht nur die Religionen (außer dem Christentum) sind das Werk Satans sondern auch allerlei Sünden, denen die Menschen auf den Leim gehen. Es hat durchaus einen großen Unterhaltungswert, wie wunderbar ausgeprägt krass konservative Klischees die Geschichten dieser Comics bestimmen. Gleichzeitig packt mich aber auch ein leichter Schauder. Denn Chicks Schriften wollen gar nichts überzeichnen, sondern sie sind von vorn bis hinten ernst gemeint. Zu den Machenschaften des Teufels zählen hier schließlich auch die Katholische Kirche und – wer hätte es geahnt?! – die Rock-Musik.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Fußball-Chinesisch

Oléolé! Die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen. Und nach der Meinung maßgeblicher Experten – wie etwa der Toten Hosen – verhalten sich Punk Rock und Fußball zueinander ungefähr so wie Bratwurst und Pommes: Sie passen einfach sehr gut zusammen. Schließlich stammen sowohl der Fußball als auch der Punk Rock aus England. Fußball und Punk-Musik geben eben eine gute Kombination ab.

Freitag, 4. Juni 2010

Wer darf gekreuzigt werden?

Kürzlich fiel mir eine EP der Frankfurter Band ACK (Allgemeines Chaos Kommando) in die Finger. Diese Platte mit dem Titel „Das letzte Wort“ von 1999 beherbergt neben einigen merkwürdigen Cover-Fassungen deutscher Schlager auch eine ganz coole Version des Dead-Kennedys-Klassikers „Nazi Punks Fuck Off“. Was mich im Moment aber noch stärker interessiert als die Musik ist die Verpackung. Denn die Hülle der EP zeigt einen gekreuzigten Punker. Handelt es sich um eines der Band-Mitglieder? Vermutlich schon. Ich kann es nicht genau erkennen. Was will uns dieses Artwork sagen? Die Chaoten aus Frankfurt als Erlöser-Figuren, die den verlorenen Seelen durch die Frohe Botschaft des Punk das Heil bringen? Oder sollen hier einfach nur die frommen Schäfchen der christlichen Kirche geärgert werden, wenn ACK den herkömmlichen Messias gegen einen anderen ersetzen?

Freitag, 28. Mai 2010

Drei kleine Schweinchen

Es gibt schlaue Schweinchen, und es gibt doofe Schweinchen. Das wissen wir, seit wir als Kinder die Disney-Verfilmung eines bekannten Märchens gesehen haben, das von einem großen bösen Wolf und drei kleinen Schweinchen handelt. Schweinchen aller Art bauen sich gerne Häuser. Doofe Schweinchen benutzen dafür derart ungeeignete Baumaterialien wie Stroh oder Reisig. Schlaue Schweinchen hingegen bauen ihre Häuser aus stabilen Ziegelsteinen. Wenn dann der böse Wolf kommt, dessen Atem infolge des Genusses zahlreicher Hustenbonbons sehr kräftig ist, kann er die Häuser der doofen Schweinchen mühelos umpusten, während das Haus des schlauen Schweinchens stehen bleibt. In dem Disney-Trickfilm besitzen die doofen Schweinchen immerhin genug Grips, um sich dann noch schnell aus dem Staub zu machen und sich im Haus des schlauen Schweinchens in Sicherheit zu bringen, bevor der Wolf sie schnappen kann.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Keine Vertröstung auf die Hölle

Zum Geburtstag gibt’s Geschenke. Bad Religion aus Los Angeles feiern ihr 30-jähriges Band-Jubiläum. Sie haben die Hardcore-Landschaft der vergangenen Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Doch anstatt sich zum Jubiläum beschenken zu lassen, macht die Band ihren Fans ein Geburtstags-Geschenk: Seit vorgestern steht das Album „30 Years Live“ zum kostenlosen Download bereit.